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Hyperthermie
Alles Wissenswerte im Überblick
Die Hyperthermie, die Überwärmung von Tumorzellen, ist eine wirksame und sinnvolle Erweiterung der Krebstherapie. Positive Behandlungsergebnisse von Chemo- und Strahlentherapie lassen sich verstärken.
Auch in Kombination mit einer Immuntherapie lassen sich gute Ergebnisse erzielen.
In unserer Praxis führen wir drei Arten von Hyperthermie durch:
Die Durchführung der lokalen Tiefenhyperthermie im Zusammenhang mit Strahlen- oder Chemotherapie kann die Heilungschancen bei Krebserkrankungen deutlich erhöhen – ohne ein nennenswertes zusätzliches Behandlungsrisiko. Unsere Erfahrungen mit über 2.000 Behandlungen sowie die mittlerweile tausendfache Durchführung im nationalen und internationalen Wissenschaftsbereich bestätigen die gute Verträglichkeit dieser Therapiemethode.
Die lokale Hyperthermie bringt keine weitere Belastung für den Körper – im Gegenteil: Sie schützt die Haut sogar gegen schädigende Nebenwirkungen der Strahlentherapie.
In unserer Praxis führen wir seit Jahren die passive oder auch moderate Ganzkörperhyperthermie durch.
Bei der moderaten Ganzkörperhyperthermie entstehen Temperaturen bis zu 39,8 °C im Körperkern. In der Sauna etwa erhitzt sich nur die äußere Haut, aber nicht der gesamte Körper wie beim Fieber.
Über die heilsame Wirkung des Fiebers schrieb der griechische Arzt und Philosoph Parmenidis (584–540 vor Christus): „Gebt mir die Macht, Fieber zu erzeugen, und ich heile euch alle Krankheiten.“ Dies ist sicher eine starke Übertreibung, die der Kollege vor 2500 Jahren wohl in der Begeisterung über eine erfolgreiche Heilung geäußert haben wird. Heute wissen wir einiges über die Wirkung des Fiebers. Aus Studien über Spontanheilungen bei Krebspatienten ist bekannt, dass den überraschenden Heilungen in den meisten Fällen ein Fieberschub vorausgegangen war. Ferner ist bekannt, dass von Krebs betroffene Menschen in den letzten zehn Jahren vor dem Auftreten ihrer Karzinomerkrankung oft kein Fieber hatten.
Wenn wir als Kind Fieber hatten, ließen unsere Eltern dieses bis etwa 39,5 °C steigen, weil sie aus der Tradition wussten, dass Fieber bis zu dieser Höhe eine heilsame Wirkung hat. Diese Erkenntnis gehört heute zum wissenschaftlichen Grundwissen: Helferzellen und Killerzellen aus der Thymusdrüse werden aktiviert und können Krebszellen direkt zerstören. Durch die Wärme demaskieren sich die Tumorzellen und werden für das Immunsystem erkennbar. Andere für die Abwehr wichtige Stoffe wie Interferone und Selbstzerstörungsmechanismen in den Krebszellen (Apoptose-Gene) werden aktiviert.
Hierbei werden in einer Infusion sogenannte Bakterientoxine gegeben. Dieses sind abgetötete Bakterienbestandteile (nach Coley sogenannte Pyrogene). Etwa eine Stunde nach Verabreichung kommt es dann unter intensiver medizinischer Betreuung zu einem mehrstündigen Fieberschub.
Die Coley´sche Fiebertherapie war der Beginn der modernen Tumorimmunologie. Hierüber lernte man die Wirkungsweise der natürlichen Krebsabwehr des Menschen näher kennen. U. a. werden krebsabwehrende Killer-, Helfer- und zytotoxische Zellen der Thymusdrüse aktiviert. Beim Fieber entstehen sogenannte Hitzeschockproteine, die das krebsabwehrende Immunsystem unseres Körpers aktivieren. Dadurch wird die Apoptose angeregt, also die Fähigkeit einer kranken Zelle, sich selber zu zerstören = Spontanheilung).
Zur Geschichte: William B. Coley war ein erfolgreicher junger Chirurg in New York am Ende des 19.Jahrhunderts. Er hatte mit vielen Krebspatienten zu tun und fand heraus, dass es nach bestimmten hochfieberhaften Infektionen immer wieder zu kompletten Spontanheilungen der bösartigen Tumoren kam. Zunächst gab Coley seinen Patienten lebende Bakterien mit all den Risiken einer gefährlichen Infektion zu einer Zeit, als es noch kein Penicillin gab. Dann fand er heraus, dass er mit abgetöteten Bakterienbestandteilen (von Streptokokkus pyogenes und Serratia marcescens) Fieber mit dem gleichen Ergebnis erzeugen konnte, ohne gefährliche Infektionen zu setzen. Coley und seine Nachfolger behandelten Tausende von Krebspatienten auf diese Weise, u. a. Sarkome, Hodgkin-Lymphome, Ovarial-, Zervix-, Uteruskarzinome, Mamma- und Nierenzellkarzinome, kolorektale Karzinome, Hodenkrebs und Melanome ebenso multiple Myelome.
Häufig gestellte Fragen
Bei der loko-regionalen Hyperthermie wird die Wärme nur regional und direkt auf das vom Tumor betroffene Gewebe oder Organ geleitet – ganz im Gegensatz zur Ganzkörperhyperthermie, bei der eine Überwärmung des gesamten Körpers erfolgt.
Ein schwenkbarer Applikator wird auf die betroffene Tumorregion positioniert. Die computergesteuerten modulierbaren Kurzwellen (Radiowellenfrequenz 13,56 MHz) bündeln sich ausschließlich im Tumor. Hier entstehen Temperaturen von 42–45 °C. Eine Therapiesitzung dauert 50 bis 60 Minuten.
Die loko-regionale Hyperthermie wird vor allem bei lokal begrenzten, oberflächlichen und tiefliegenden Tumoren und Metastasen eingesetzt, z. B. bei
Bei einigen Krebsarten wird der Tumor zunächst durch eine Hyperthermie-Behandlung verkleinert und sein Rest anschließend operativ entfernt. Dadurch will man risikoreiche, verstümmelnde Operationen verhindern.
Die Erhitzung des tumorösen Gewebes bis auf 45 °C führt zu einem Hitzestau. Angrenzendes gesundes Gewebe kann die Wärme leicht abführen, indem es seine Durchblutung um das Sechsfache steigert – eine Fähigkeit, die das Tumorgewebe nicht besitzt.
Als Folge des Hitzestaus kommt es zu einer Unterversorgung der Tumorzellen mit Sauerstoff und zur Nährstoffverarmung im Tumor. Ebenfalls fallen durch die thermische Schädigung wichtige lebensnotwendige Reparatursysteme der Zellen aus. Es kann zum Absterben von Tumorzellen kommen.
Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass Krebszellen bei einer Erwärmung auf 42 °C im Gegensatz zum gesunden Gewebe besonders charakteristische Eiweißstrukturen auf ihrer Oberfläche bilden. Diese Eiweißstrukturen (z. B. HSP72) – man nennt sie auch Hitzeschockproteine – aktivieren die natürlichen Killerzellen aus der Thymusdrüse des körpereigenen Abwehrsystems zum Angriff auf die Tumorzellen. Damit wirkt die Hyperthermie nicht nur durch die thermische Schädigung, sondern auch durch die Stimulierung des Immunsystems.
Das von uns verwendete Gerät der Firma Oncotherm erzeugt ein elektromagnetisches Feld. Dieses stört die Kommunikations- und Teilungsprozesse der bösartigen Zellen (Beeinträchtigung der Depolarisationsströme und des Kaliumionenaustauschs). Die Zellteilung kann so behindert werden.
In klinischen Studien wurde festgestellt, dass viele Zytostatika (Chemotherapie-Substanzen) bei Temperaturen zwischen 42–44 °C deutlich aggressiver wirken können als bei normaler Körpertemperatur. Darüber hinaus sind die thermisch schon vorgeschädigten Tumorzellen viel leichter durch die Chemotherapie zu bekämpfen. Nebenwirkungen wie Haarausfall und Übelkeit, die Patienten häufig psychisch und physisch stark belasten, lassen sich zudem verringern. Selbst ein Tumor, der gegen Chemo- und Strahlentherapie resistent wurde, kann nach einer Hyperthermie-Behandlung auf diese Therapien wieder ansprechen.
Eine lokale Tiefenhyperthermie in Kombination mit einer Strahlentherapie kann die Wirkung derselben erheblich verstärken. So konnte zum Beispiel in einer Phase-3-Studie mit insgesamt 230 Patientinnen mit Cervixcarcinom (Gebärmutterhalskrebs) in den Niederlanden gezeigt werden, dass die 3-Jahres-Überlebensrate im Vergleich zu alleiniger Strahlentherapie um fast 90 Prozent gesteigert werden konnte. Daher ist die Tiefenhyperthermie beim Cervixcarcinom in Holland die Standardbehandlung und wird von den Krankenkassen bezahlt.
Die moderate Ganzkörperhyperthermie wird angewendet zur Krebsvorbeugung, zur Rezidivprophylaxe und zur Mitbehandlung bei bestehenden Tumorerkrankungen/ Metastasen. Voraussetzung ist eine ausreichende körperliche Belastbarkeit. Für sehr stark geschwächte Patienten mit metastasierendem Tumor kann die mit der Fiebertherapie verbundene körperliche Belastung negative Auswirkung haben.
Die Therapie erfolgt in Wärmebetten/Zelten. Diese werden mit Infrarotlicht erhitzt. Während der Behandlung liegt der Patient, bekommt Infusionen und soll viel Wasser trinken. Man kann dabei lesen und Musik hören. Temperatur und Kreislauf werden ständig überwacht. Die Gesamtdauer der Behandlung beträgt im Allgemeinen vier bis fünf Stunden. Auch die Fieberdauer ist von medizinischer Bedeutung.
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